Am vergangenen Freitag stand für mich die SEO Masterclass mit Rand Fishkin von SEOmoz auf dem Programm. Schon lange hatte ich mich darauf gefreut, den umtriebigen US-Amerikaner einmal live zu erleben. Im Rahmen der diesjährigen Webit in Sofia/Bulgarien war es dann soweit. Und ich wurde nicht enttäuscht, nicht nur inhaltlich, sondern auch vom Vortragsstil her wurde ein Referat auf einem sehr hohen Niveau abgeliefert – Masterclass eben, nichts für Anfänger. 😉
Rand Fishkins Twitter-Account sollte jeder im Auge behalten, der sich für aktuelle Trends in der Suchmaschinenoptimierung interessiert.
Das Hochladen des Referats ins Internet hatte Rand nahezu in Echtzeit realisiert – zwischen der Masterclass, die gleichzeitig die letzte Veranstaltung der diesjährigen Webit Expo in Sofia war, und dem anschließenden gemütlichen Beisammensein in einem Irish Pub. Zu diesem war über Facebook eingeladen worden, d.h. hier tauchten auch Leute auf, die es nicht zur Webit Expo geschafft hatten oder denen die dortigen Eintrittspreise zu hoch waren, alleine für den Besuch der SEO-Masterclass wurden vor Ort über 100 Euro fällig. Die Pub-Gruppe setzte sich dann aus ca. 30 Leuten, gegenüber wohl über 100 in der Masterclass (in der aber auch nicht auf den abendlichen Treff hingewiesen wurde).
Die 166 Slides der SEO Masterclass Presentation sprechen für sich und sind dank ihres Tiefgangs bereits auf vielen SEO-Blogs weiterverbreitet worden.
Deshalb hier nur ein paar subjektive Anmerkungen zu Tipps, die ich für hilfreich halte:
Indexierung über Webanalytics beobachten
Wie viele Seiten meines Internetauftritts sind eigentlich von Google oder Bing indexiert worden? Nur Seiten, die im Index vorhanden sind, können logischerweise in den Ergebnissen der Suchmaschinen (SERPS) auftauchen. Mehr Seiten (mit unterschiedlichen Inhalten!) ist also besser, da dann eine höhere Chance auf Besucher über die organische Suche besteht. Deshalb sollte man diesen Wert im Auge behalten. Nur: Wie sollte man hierbei vorgehen? Die „klassische“ Methode ist die Site-Abfrage, z.B. werden über „site:www.domain.com“ alle Seiten dieser Seite angezeigt. Aber wirklich alle? Erstens ändert sich dieser Wert, wenn man sich durch die Ergebnisse klickt. Und zweitens, darauf wies Rand hin, können die Abfragen verschiedener Google-Seiten massiv voneinander abweichen, etwa google.com vs. google.de vs. google.de (einfach mal ausprobieren). Besser wären da schon die Google Webmastertools. Aber als „best practice“ gab Rand Fishkin den Zuhörern mit auf den Weg, die Indexierung über das Wabanalytics-Tool der Wahl zu protokollieren.
Suchmaschinen in Analytics getrennt betrachten
Oft wird der Fehler begangen, dass man die Statistiken der eigenen Internetseiten nur überfliegt und so zu falschen Schlüssen kommt. So kann es vorkommen, dass die Zahl der unique visitors, die über die organische Suche (.d.h. keywords) auf einer Seite landeten, in den letzten Wochen angestiegen ist. Was auf den ersten Blick sehr erfreulich, kann beim zweiten Hinsehen schon ganz anders aussehen – wenn man sich nämlich die Suchmaschinen getrennt anschaut (google.de vs. bing.com vs. yahoo.com vs. yandex.com vs baidu.com), dann kann das Bild schon ganz anders aussehen. Möglicherweise ist plötzlich eine Top-Position bei der chinesischen Suchmaschine baidu erreicht worden, die kräftig Besucherströme auf die Seite schickt, während man bei Google verloren hat. Ein Shop, der nur innerhalb von Deutschland liefert, könnte durch diese Veränderung massive Umsatzeinbrüche erleiden. Also immer etwas in die Tiefe gehen und die Ströme auch auf Umschichtungen zwischen verschiedenen Suchmaschinen abklopfen.
Neu: Latent Dirichlet Allocation-Tool auf SEOmoz
Zum Schluß wies Rand noch auf ein Thema hin, das ihn derzeit besonders beschäftigt: Latent Dirichlet Allocation (LDA). Darunter versteht man ein Wahrscheinlichkeitsmodell, durch das Relevanz von Text zu dem zu untersuchenden Begriff untersucht werden kann. Wenn beispielsweise zu prüfen ist, ob eine Seite Themenrelevanz zum Keyword Suchmaschinenoptimierung hat, würde dies durch alle Wörter begünstigt, die mit dem Wort Suchmaschinenoptimierung in einer „engen Verwandschaft“ stehen, also Linkbuilding, Pagerank, SEO, usw.. Die SEOmoz-Tools wurden um ein entsprechendes Tool ergänz, das genau dies (allerdings nunr für englischsprachige Seiten) erreichen soll. Dafür wurde anhand der englischen Wikipedia die Beziehungen von Wörtern zueinander gemessen und als Basis für das Tool genutzt. Hier kann man es sich einmal ansehen (kostenlose Anmeldung ist notwendig): SEOmoz Latent Dirichlet Allocation-Tool
Übrigens: Wer dachte, dass Rand Fishkin als CEO von SEOmoz Werbung für seine Tools macht (bzw. die PRO-Mitgliedschaften, über die sich das Unternehmen finanziert), der wurde enttäuscht. Es war wirklich ein Fachvortrag und hatte wirklich rein gar nichts mit einer Verkaufsveranstaltung zu tun.
Noch zur Webit: Nachdem ich im letzten Jahr bei fast allen Haupt-Präsentationen dabei war, habe ich 2010 auf das Company-Ticket verzichtet. Neben einigen guten Vorträgen gab es 2009 (und wie man so hörte auch 2010) dann doch zu viele Sales-Shows, und für so etwas möchte ich dann kein Geld ausgeben. Die Anzahl der Stände war nicht höher als letztes Jahr – also sehr überschaubar (sorry für die schlechten Handy-Fotos…).
Weiterlesen bei Paris Childress, der eine ganze Reihe von Tipps zusammenfasst, die er aus der SEO Masterclass mitgenommen hat: – 37 takeaways from SEOmoz Master Class in Bulgaria
03.11 Foto-Update
Lessons learned – öfter mal was verrücktes machen und sich dabei fotografieren lassen = viele Links. Du bist berühmt? Dann lasse dich mit möglichst vielen Leuten fotografieren und kassiere die Backlinks ein!
Top-Beispiel das Linkbait-Foto des Abends: Rand Fishkin macht zu später Stunde noch einen Handstand (Respekt!) :
…noch ein paar weitere Fotos von der SEOmoz Facebook-Seite, die sicherlich wieder ein Menge an Link generieren werden.
Update 2020
Kinder, wie die Zeit vergeht! Diese SEO-Masterclass ist jetzt auch schon 10 Jahre her. Da ich meinen Blog gerade einmal durchstöbere und ein paar Perlen in eine Best-Of-Category einsortieren möchte, gehört diese Veranstaltung mit Rand sicherlich dazu. Er ist ja auch nicht mehr (richtig) bei Moz, sondern hat ein neues Projekt am Laufen. Auf Konfernzen ist er aber immer noch zu SEO-Themen unterwegs, wer eine Chance hat, ihm hierbei zuzuhören, wird es sicherlich nicht bereuen!
Hallo,
schöne Zusammenfassung, lohnt sich denn der Aufwand extra nach London zu fahren?
Grüße
Gretus
Der Vortrag war ja gar nicht in London, sondern in Sofia. Und da wohne ich – also ein Heimspiel. Aber für Rand lohnt sich auch eine längere Anreise…
Cooler Bericht. Wann ist Rand denn mal wieder in good old Germany? Jetzt hab ich auch mal Lust, bei einer Masterclass dabei zu sein.